Uedem, 15.12.2021

Uedemer Schachklub bei der Schach-WM in Dubai live dabei!

Uedem/Dubai. Die Schach-Weltmeisterschaft in Dubai plätscherte anfangs gemächlich vor sich hin: fünf Remis-Partien in Folge! Sollte dieses Duell um den höchsten Titel zwischen dem Norweger Carlsen und dem Russen Nepomniachtchi so weitergehen wie die letzte Weltmeisterschaft im Jahre 2018 mit 12 Remis am Stück? So nicht, dachte sich eine 9-köpfige Abordnung des Uedemer Schach­klubs, machte sich auf den Weg in die Vereinigten Arabischen Emirate und war dann pünktlich beim 6. Spiel zur Stelle. Sieben Stunden und 46 Minuten (für 136 Züge), der längsten Partie der WM-Geschichte, mussten sie ausharren, um den ersten Sieg Carlsens zu erleben. Erst um Mitternacht war dieses begeisternde, hochdramatische Duell beendet; sogar die benachbarte „Expo“ hatte ihre Tore schon geschlossen! Was für ein sensationeller Auftakt für die Uedemer Delegation. Aber es kam noch besser. Auch bei den Runden sieben und neun waren die Niederrheiner live dabei. Auch hier erlebten sie zwei Siege von Carlsen. Bei Partie Nummer acht (einem langweiligen Remis) zogen sie es vor, die Wüste um Dubai per Jeep zu erkunden.

Gruppenbild mit Dame: Die Uedemer Schachfans bei der WM in Dubai

Überhaupt muss man anmerken, dass die Schusterstädter die Zeit nutzten, um Dubai zu entdecken. Mit der führerlosen (!) Metro oder den preiswerten Taxen ging es über die 12-spurige Stadtautobahn von Highlight zu Highlight. Man bestaunte den mit 828m höchsten Wohnturm der Welt, den Burj Khalifa, der wie eine Nadel in den Himmel sticht. Man besuchte die Palmeninsel. Besonders Mutige überquerten die 93m lange Brücke des „Frame“. In 150m Höhe hatte man durch den Glasboden einen atemberaubenden Blick nach unten auf die Stadt. Bei einer abendlichen Schifffahrt in der Marina ging es gemächlich tuckernd vorbei an bunt angestrahlten Hochhäusern, jedes ein architektonisch-technisches Meisterwerk. Am Horizont tauchte das – selbstverständlich – höchste Riesenrad der Welt auf, farbig illuminiert.

Unter den Augen des Khalifen: Die Uedemer Reisegruppe

Auch die von 193 Staaten beschickte Weltausstellung „Expo“ war ein Zuschauermagnet. Da die Schach-WM nur einen kurzen Fußweg entfernt war, bot sich hier für die Uedemer Schachbe­geis­terten die Möglichkeit, Pausen während der teilweise sehr langen Partien einzulegen. Besonderer Andrang herrschte vor dem deutschen Campus. Eine meist mindestens 100m lange Schlange zeugte vom großen Interesse der Fans aus aller Welt. Die unvermeidliche Wartezeit konnte man gottseidank im angeschlossenen Biergarten genussvoll überbrücken.

Dann gibt es da noch einen seltsamen sandfarbenen Turm mit Zinnen am Rande von Dubai. Zwei weiße Damen säumen als Statuen das schmiedeeiserne Tor. Dort residiert der flächenmäßig größte Schachclub, den die Niederrheinischen Schachfreunde je gesehen haben. Innen etliche Trainings­räume, eine – natürlich – alkoholfreie Bar, eine großzügige Lounge sowie ein zentrales VIP-Rondell, einem Zelt nachgebildet. Fünfmal am Tag ruft der Muezzin; dann eilen die Gläubigen unter den insgesamt 200 Vereinsmitgliedern in den angeschlossenen Gebetsraum. Das „Herz“ des Clubs ist die Sheikh Saeed Bin Hamdan Al Maktoum Hall – ein Saal, der 200 Spielern Platz bietet. Wer hat das nur alles bezahlt? Überflüssige Frage: natürlich der Staat. Der mitgereiste Turnierleiter des Uedemer Clubs, Josef Schenk, bemerkte – angesichts der Pracht sichtlich beeindruckt: „Unglaublich, Wahnsinn; aber in unserem Vereinslokal „Lettmann“ ist es auch schön!“ Na ja, da gibt es auf jeden Fall ein Bierchen.

Vor dem Eingangstor zum Schachvereinspalast Dubai

Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass Carlsen die Weltmeisterschaft mit einem 7,5-3,5 Sieg vorzeitig verteidigte und sich damit das ausgelobte Preisgeld von 1,2 Millionen Euro sicherte.

Heinz Aldenhoven