Uedem. „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze!“ Jeder kennt ihn, diesen berühmten Satz, den Trainer-Legende Otto Rehhagel einst gesagt haben soll. Aber gilt diese Fußball-Floskel auch für den Schachsport? Überprüfen konnte man das kürzlich im Pokalspiel des Uedemer Schachklubs. Auf NRW-Ebene trafen die Schusterstädter in der 1. Runde ausgerechnet auf den Erstligisten Mülheim! Ein Kräftemessen wie David gegen Goliath, Verbandsliga gegen Bundesliga, Amateure gegen Profis. „Das ist ein Hammer-Los“, so Lars Günther, einer der vier Uedemer Spieler, „aber vielleicht bieten die Mülheimer einen ihrer zahlreichen Großmeister auf, das wäre doch eine tolle Herausforderung!“ Da war eher der Wunsch Vater des Gedankens. Denn dem Bundesligisten schien seine zweite Garnitur zu reichen, um den „Dorfverein“ aus dem Wettbewerb zu kicken. Zum Leidwesen der Schusterstädter klappte das, allerdings wurde es knapper als erwartet.
Chancenlos war Stefan Arts. „Bei mir zeigte sich der Rost aus der langen Pandemie-Pause“, kommentierte der Uedemer Spitzenspieler seine Niederlage lakonisch. Überraschend dann der Ausgleich durch Raphael van Weegen am 4. Brett. Mit den weißen Steinen setzte er seinen deutlich favorisierten Gegner von Beginn an unter Druck und schaffte den Ausgleich. Auch Lars Günther (2) befand sich lange auf der Siegerstraße, bis sein Gegner sich mit einigen taktischen Manövern noch ins Remis retten konnte. Jetzt hing alles von Pavel Poddubskiy (3) ab. Ein Sieg musste her, um die Sensation zu schaffen. Aber auch in der Verlängerung gelang es ihm nicht, den „Lucky Punch“ zu setzen. Zwar war zwischenzeitlich ein Remis durch Dauerschach zum 2-2 Endstand möglich, aber das hätte nach „Berliner Wertung“ (der Mühlheimer Sieg an Brett eins wäre dann entscheidend gewesen) nicht ausgereicht. So überzog er schließlich die Stellung und gab nach fast sechs Stunden auf.
Um auf Otto Rehagel zurück zu kommen: Der Pokal schrieb diesmal keine eigenen Gesetze. Der haushohe Favorit siegte knapp und mit etwas Glück 2,5-1,5.
Schaffte den einzigen Sieg für Uedem: Raphael van Weegen (links)
Heinz Aldenhoven